Deutschlandweit besiedeln die Anhänger:innen der Anastasia-Bewegung den ländlichen Raum. Moderne Technik und medizinische Versorgung lehnen die Siedler:innen großteils ab. Das Lebensmodell lockt mit Naturverbundenheit und Spiritualität – die Idylle entpuppt sich jedoch schnell als Ort radikal rechter Weltanschauung mit Verbindungen zur Reichsbüger:innen- und Neonazi-Szene. Vorlage der Blut-und-Boden-Ideologie des Anastasiasismus ist eine russische Romanreihe. Autor Wladimir Megre zeichnet in den seit 1996 erschienenen zehn Bänden einen paradiesischen Ort autarken Lebens rund um die geheimnisvolle Titelfigur Anastasia. Ihre Vision: Menschen sollen sich auf „Familienlandsitzen“ im Einklang mit der Natur selbst versorgen. Sie glaubt an die heilende Kraft der Liebe und des eigenen Gartens genauso wie an Telekinese und kosmische Energien. Auf den insgesamt 3000 Seiten des Werkes entwickelt Megre unter dem Mantel „harmloser“ Esoterik völkisches Gedankengut und rassistische Theorien, darunter die einer „jüdischen Weltverschwörung“. Weltweit entstehen nach dem Konzept der Buchreihe „Familienlandsitze“ mit Ökolandbau. Einige der etwa 20 Projekte in Deutschland werden vom Verfassungsschutz inzwischen als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft.
ANASTASIA – Auf der Spur völkischer SiedlerInnen führt als dokumentarische Theaterreise hinter die Kulissen des sektenartigen Siedlerlebens. Drei Performer:innen erforschen auf der Grundlage von Recherchematerial und Interviews spielerisch, informativ und sinnlich die Ideologie und Struktur der Bewegung.