Der Begriff Freie Darstellende Künste hat sich in den vergangenen Jahren gegenüber dem älteren euch vielleicht noch vertrauten Begriff des Freien Theaters durchgesetzt. In der neuen Begrifflichkeit lassen sich jedoch die verschiedenen weiteren Formen der Bühnenkunst vereinen: Neben dem klassischen Sprechtheater sind dies u.a. performative Forma­te, Tanz, Musiktheater, Figurentheater, Theater im öffentlichen Raum, Zeitgenössischer Zirkus und die Verbindung verschiedener Genres, also das Cross-Over zwischen verschiedenen Medien und Genres. Diese werden ständig durch neue Formen und Formate ergänzt, z.B. wurden in den letzten Jahren besonders digitale und hybride Formen der Präsentationen weiter(entwickelt).

Freie Theater definieren sich seit den 1960er bzw. 1970er Jahren vor allem in Abgrenzung und Opposition zum eta­blierten Stadttheaterbetrieb, der natürlich alle Betriebsformen wie Staats-­ und Landestheater einschließt. Die Abgrenzung bezieht sich dabei sowohl auf finanzielle und strukturelle wie auch auf ästhetische Unterschiede. Frei bedeutet hier auf der einen Seite die Freiheit von den strukturellen Zwängen der Institution Theater mit Repertoirebetrieb, Abonnement und den starren Leitungshierarchien. Frei bedeutet auf der anderen Seite aber auch die Abwesenheit kontinuierlicher Förderung. Nicht zuletzt bedeutet frei in diesem Zusammenhang die Wahl­freiheit der künstlerischen Mittel jenseits von Sparten und Genres.

Ein wesentlicher Unterschied zum Stadttheaterbetrieb ist hier die fehlende Verpflichtung zur Förderung seitens der öffentlichen Hand. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Fördermittel für geplante Inszenierungsprojekte jährlich neu zu beantragen.

Besonders im Feld der Kulturellen Bildung haben die Freien Theater seit den Anfängen eine Vorreiterrolle gespielt, immer wieder mit neuen Formen experimentiert, durch ihre Nähe zum Publikum dessen Teilhabe ermöglicht und aus verschiedenen Motiven den bildenden Charakter des Theaterereignisses herausgestellt. Nach der um die Jahrtausendwende einsetzenden Bildungsdebatte hat sich diese Haltung im deutschen Theater durchgesetzt und kaum ein Stadttheater verzichtet auf die Vermittlung seiner künstlerischen Arbeit. Mit den performa­tiven Formaten stellt sich auf der einen Seite die Frage nach der Rolle der Akteur*innen, aber auch nach der Rolle der Zuschauer*innen neu.

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Originalartikel: https://www.kubi-online.de/artikel/formen-formate-freier-darstellender-kuenste

Erscheinungsjahr: 2013/2012

Mit freundlichen Dank an die Wissensplattform KULTURELLE BILDUNG ONLINE  (https://www.kubi-online.de/themenfeld/theater)

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Zusatzinformationen:

Im Landeszentrum Freies Theater Sachsen-Anhalt sind derzeit 51 freie Ensembles und 57 freie Einzelkünstler*innen als Mitglieder organisiert. Davon sind 43 Akteur*innen dem Bereich Freie Darstellende Künste zugeordnet. Es gibt aber bedeutend mehr Akteur*innen in Sachsen-Anhalt, die nicht Mitglied von LanZe sind. Der Verband schätzt die Zahl auf ca. 80.

LanZe ist seit 2006 Mitglied im Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK). 

Die Akteur*innen, Ensembles und Produktionen der Freien Darstellende Künste sind bei THEATERIS durch die Farbe Magenta erkennbar. Diese Farbwahl richtet sich an die offizielle Farbe des BFDK.

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